Heute startet zusammen mit der Fashion Revolution Week auch offiziell unsere Blogtour und ich freue mich sehr, daß den Anfang die Firma Lebenskleidung aus Berlin macht.
Die Entwicklung von Lebenskleidung beobachte ich fast von Anfang an und und ich habe schon viele Stoffe von ihnen vernäht, die du z.B. bei den Schnittmustern Yogaset Om oder dem Shirt Catrin bewundern kannst.
Zertifizierte Baumwollstoffe als Meterware
Lebenskleidung produziert Bio-Baumwollstoffe und bietet mittlerweile auch eine große Auswahl ihrer tollen, trendigen und gleichzeitig nachhaltig zertifizierten Stoffen als Meterware an. Du kannst die Stoffe nicht nur im Einzelhandel kaufen, sondern direkt online über den Webshop von Lebenskleidung.
Ich habe Benjamin Itter, der zusammen mit Enrico Rima und Christoph Malkowski 2009 Lebenskleidung gegründet hat ein paar Fragen gestellt und das Interview ist so spannend, daß ich gar keinen langen Vorspann schreiben möchte und gleich damit loslege.
Interview mit Benjamin Itter von Lebenskleidung
Lieber Benjamin, Du hast zusammen mit Enrico Rima und Christoph Malkowsk Lebenskleidung gegründet. Wie kam es dazu?
Hallo Silke. Vielen Dank für Deine Fragen. Das ist eine längere Geschichte und tatsächlich feiern wir in diesem Jahr unser 10-jähriges Bestehen. Wahnsinn. Ich führe dann einmal etwas länger aus und hoffe das ist ok so.
Die Anfänge
Angefangen hat tatsächlich alles mit ayurvedisch gefärbter Bettwäsche. Im Jahr 2006 haben Enrico und ich für ein Jahr im südindischen Kerala studiert. Das muss wohl Karma gewesen sein, denn hier in Indien ist die Idee zu Lebenskleidung entstanden. Wir waren insgesamt ein Jahr am Stück in Indien, ich habe später weitere zwei Jahre dort gelebt. Enrico hat Umweltwissenschaften und Geographie studiert, ich selbst Litereaturwissenschaften, Politik und Geographie. Wir waren dort extrem wissbegierig und haben vor allem die englischsprachigen Zeitungen verschlungen und sind viel gereist. Und dort sind wir zum ersten Mal mit den ganzen Problemen in Kontakt gekommen, die es vor allem auch in der Landwirtschaft in Indien gibt: Bauern vergiften sich auf ihren Feldern mit Pestiziden, begehen massenweise Selbstmord. Vor allem Baumwollbauern sind betroffen. Und da wollten wir mehr wissen. Und nach und nach wurden uns auch die Zusammenhänge der globalen Textilproduktion bewusst. Die Abhängigkeiten von Rohstoffpreisen, die globalen Schwankungen, die riesigen Mengen an Baumwolle, die im globalen Süden für den reichen Norden produziert werden. Und das war nicht alles: wir sehen dort verseuchte Flüsse, von den Abwässern der Färbereien und erfahren auch von der Ausbeutung von vor allem Frauen in den Nähbetrieben. Natürlich war die Zeit auch wunderschön und wir hatten super viele positive Erfahrungen in Indien. Aber zum ersten Mal in unserem Leben kommen wir eben auch mit Armut in Kontakt und auch mit der Frage unter welchen Bedingungen unsere Kleidung eigentlich produziert wird.
Ayurvedische Bettwäsche
Und irgendwie wollten wir damals schon etwas daran ändern, wussten aber nicht wirklich wie. Unser Auslandsstudium war irgendwann zu Ende. Enrico zieht es zurück nach Berlin. Ich bin in Indien geblieben, habe dort mit einem Freund eine Praktikumsvermittlung gegründet. In der Times of India habe ich an einem Tag einen Bericht über eine Pflanzenfärberei im Dschungel Keralas gelesen, die Stoffe und Kleidung nach alten ayurvedischen Prinzipien färbt. Das war unfassbar genial, denn die Stoffe haben sogar eine eine heilende Wirkung auf der Haut entfaltet. Davon habe ich wiederum Enrico und einem weiteren Freund erzählt und uns kam die Idee, wie cool es wäre aus den ayurvedisch gefärbten Stoffen Bettwäsche herzustellen. Das war eigentlich der Startschuss. Unser Name Lebenskleidung leitet sich aus dem Sanskrit-Wort Ayurvastra ab. Ayur bedeutet Leben und Vastra Kleidung. In Deutschland ist dann noch Christoph dazugekommen, der zu der Zeit im Abendstudium an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) studiert hat.
Gründung von Lebenskleidung
Und so haben im Jahr 2008 vier Jungs in einer Dachgeschosswohnung in Berlin gesessen und die Firma Lebenskleidung gegründet. Wir wollten am Anfang ayurvedisch gefärbte Bettwäsche in Deutschland bekannt machen. Dazu mussten wir noch den perfekten Stoff finden und zu Bettwäsche vernähen. Nach langer Suche haben wir dazu das Appachi Cotton Projekt in Tamil Nadu gefunden. Hier wird die Baumwolle so angebaut, wie wir es uns vorstellen: bio- dynamisch, gänzlich ohne Pestizide, in höchster Qualität und mit festen Abnahmepreisen für die Bauern. Und hier wurde ebenfalls nach fairen Prinzipien konfektioniert, d. h. genäht.
Und Ende 2008 kam schließlich die erste Lieferung der ayurvedischen Bettwäsche in Berlin an. Doch schnell wurde uns klar, dass die Welt nicht wirklich auf ayurvedisch gefärbte Bettwäsche gewartet hat. Aber es gibt eine andere interessante Erkenntnis, denn Menschen fragen uns auch, ob sie den tollen Stoff der Bettwäsche auch separat erwerben könnten.
Und der Zufall, oder wieder das Karma, spielt nun eine große Rolle. Ein Tipp einer Freundin gab uns den Hinweis auf eine weitere Pflanzenfärberei in Indien. In Gandhis Heimat Gujarat gibt es eine Färberei, die auch Handtücher und Stoffe pflanzlich färben und sogar bedrucken kann: Aura Herbal Wear. Und so haben wir in kurzer Zeit und nach einem weiteren Besuch in Indien unser Produktportfolio um Handtücher und zum ersten Mal auch Stoffe erweitert.
Gemeinsam mit Aura hatten wir einen Messestand auf der Biofach 2010 in Nürnberg. Und unser erster großer Kunde wurde der Waschbär Umweltversand und viele weitere Interessenten folgten, auch für die Stoffe. 2011 waren wir dann bei ZDF Neo zu sehen, wo die Gründer-Doku „Start me Up“ lief in der wir vorgestellt wurden. Und zum ersten mal wurden auch auch Stoffläden und Designer auf die pflanzlich gefärbten Stoffe aufmerksam. Aber es gab bald auch einen Haken.
Die Stoffe sind zwar wunderschön und 100% zertifiziert ökologisch, aber leider aufgrund der rein pflanzlichen Färbung auf Bio-Baumwolle nicht wirklich wasch- und farbecht und genügen nicht den hohen Ansprüchen der westeuropäischen Kunden. Das war eine sehr große Ernüchterung, die uns den weiteren Vertrieb von pflanzlich gefärbten Stoffen unmöglich gemacht hat, denn wir bekamen leider sehr viele Reklamationen.
Zur gleichen Zeit entstand in Berlin das Projekt „Made in Neukölln“ der Rütli-Schule, einer Schule im sozialen Brennpunkt in Berlin Neukölln, die gerade sehr im Blickpunkt der Medien war, weil dort unhaltbare Zustände herrschten. Es wurden ganz viele soziale Projekte dort gestartet. Eines davon war eben „Made in Neukölln“ in Kooperation mit der Modeproduktionsagentur Common Works. Die Idee von „Made in Neukölln“ war simpel, lokal in Berlin T- Shirts und Hoodies produzieren und auch dort bedrucken. Und dafür wurde GOTS-zertizierter Bio-Baumwolljerseystoffe in Schwarz und Weiß benötigt. Aufgrund unseres aufgebauten Netzwerkes in Indien konnten wir den liefern, und hatten sogar einen Lagerüberhang zur Verfügung.
100 % Transparenz
In der Zeit war in Berlin nachhaltige Mode gerade schwer im Kommen und die Menschen haben sich gefragt, woher ihre Kleidung eigentlich kommt. Viele weitere junge lokale Designer haben Interesse an unserer ersten Stofflieferung gezeigt. Zu dem Zeitpunkt haben wir aus einer kleinen Altbauwohnung in Berlin-Treptow heraus gearbeitet. In vielen schlaflosen Nächten haben wir unseren ersten Onlineshop aufgesetzt und die Materialbedürfnisse der Design-Community in den unseren ersten sogenannten Sammelbestellungen zusammen gefasst. Die Idee dahinter wiederum: Lebenskleidung sorgt für 100 % Transparenz, stellt die Nachverfolgbarkeit der Bio-Baumwolle sicher, regelt die Logistik und schafft bei vielen jungen Designer große Freude, da es endlich zertifizierte Materialien in kleinen Bestellmengen gibt. Wir haben viele Einzelbestellungen eines Stoffs zusammengefasst und dann mit unseren Partnern produziert.
Mit den darüber glücklichen Kunden sind ebenfalls die Herausforderungen gewachsen. Es folgen Nachbestellungen, aber die Mindestproduktionsmengen für die jeweiligen Stoffe konnten wir nur durch eben jene Sammelbestellungen erreichen. Und schnell wurde uns klar, dass wir in jedem Fall Lagerware für unsere Kunden vorhalten müssen, wenn wir wirklich Modelabel mit coolen Stoffen beliefern wollen und gemeinsam mit diesen wachsen wollen. Sonst funktioniert es nicht. Die Stoffe kommen zudem immer noch in der kleinen Einliegerwohnung, die aus allen Nähten platzt, an, werden komplett per Hand umgewickelt und von dort versendet. So ein bisschen die Geschichte aus der Garage, nur eben dass die Garage mit Stoffen vollgestopft ist. Zu der Zeit sind wir alle an unsere Grenzen gekommen. Und dann haben wir mit der GLS Bank, der weltweit ersten Bank zur Finanzierung nachhaltiger Unternehmen und Projekte, einen Partner gefunden, der unsere kleine Unternehmung unterstützt hat, um in ein richtiges Stofflager zu investieren. Ende 2011 wird es richtig spannend. Da sind wir nämlich in die heutigen Räumlichkeiten am Leuschnerdamm 13 in Berlin-Kreuzberg gezogen. Das ist auch schon wieder 7 Jahre her. Total verrückt wie schnell die Zeit vergeht.
Kannst Du uns von den Anfängen berichten? Wie habt Ihr Euer Netzwerk von Zulieferern und Produzenten aufgebaut? Das war sicher Pionierarbeit…?
Oh ja. Das war wirklich Pionierarbeit. Vor allem wurde man ja von den Textilbetrieben mit den Minibestellmengen die wir hatten nicht wirklich ernst genommen und mussten uns anfangs immer hinten anstellen, bis eine Maschine frei war. Gerade im Handel mit Indien war das nicht immer einfach. Außerdem mussten wir den Stoff für unsere Community immer komplett vorfinanzieren. Wir haben das komplette Risiko getragen und wenn etwas mit dem Stoff nicht gestimmt hat, sind wir darauf sitzen geblieben. Das war ein sehr großer Lernprozess für uns alle.
Pionierarbeit von der Pieke auf
Die Stoffbeschaffung aus Indien war bezüglich der Qualitätskontrolle und der Lieferzeit nicht wirklich zufriedenstellend. So haben wir neue Partner gesucht und die Perspektive richtete sich zuerst gen Türkei, wo wir einen bis heute mit uns arbeitenden Partner gefunden haben. Da sind wir sehr viel gereist, haben Baumwollfelder besucht, Strickereien, Webereien, Färberein. Tatsächlich von der Pieke auf. Immer mit dem ganz klaren Fokus auf Nachhaltigkeit. Und nach einigen Disastern vor allem: Qualität, Qualität, Qualität. Grundlage der Partner war zuerst die Zertifizierung nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS). Aber das hat uns noch nie gereicht.
Wir wollten immer wissen mit wem wir arbeiten, wer die Leute dahinter sind, ob sie es ernst meinen mit den Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Qualität oder ob es denen nur ums Geld geht. Auch hier lernt man in all den Jahren sehr viel und es gab Höhen und Tiefen. Diese Erfahrung ist heute so super wertvoll. Denn wir nehmen ganz vielen Unternehmen heute den „Sourcing-Schmerz“ ab. Wir stehen hier in Deutschland für alles gerade was passiert. Lieferzeiten, Qualität, Zertifizierung. Da gibt es keine Abstriche. Unser Netzwerk ist immer weiter gewachsen und mittlerweile produzieren wir viele unserer Stoffe mit Familienunternehmen in Portugal. Aber wir arbeiten auch mit Partnern in Deutschland, Tschechien, Frankreich oder Belgien zusammen. Unser Sortiment wächst stetig und es macht uns großen Spaß, ganz neue Fasermischungen und Stoffe zu finden. Neu dazu ist nun auch Bio-Baumwolle aus einem Fair Trade Projekt in Uganda gekommen. In unserem Blog gibt es dazu in Kürze weitere Infos.
Ich finde in unserem Portfolio, das mittlerweile Johanna komplett plant, finden sich in jeder Saison immer coolere Stoffe. Und dazu in der höchstmöglichen zertifizierten Stoffqualität. Persönlicher Kontakt zu unseren Produzenten ist das A und O. Und in Westdeutschland haben wir einen starken Partner, der jeden angelieferten Meter Stoff nach internationalen Standards auf Masche und Faden prüft, so dass nur 1-A-Stoffe in höchster Qualität beim Kunden ankommen. Der Versand erfolgt schließlich auch aus einem externen Lager. Muster versenden wir aus Berlin.
Die Mode- bzw. textilverarbeitende Industrie gehört noch immer zu einer der im wahrsten Sinne dreckigsten mit teilweise prekären Bedingungen für die Arbeitnehmer. Trotz des Bewusstseins hat man das Gefühl, daß gerade die Billigmodeketten sich weiterhin großer Beliebtheit erfreuen. Was meinst Du wie man das Bewusstsein gerade von jugendlichen Konsumenten in Richtung eines nachhaltigeren Konsums beeinflussen könnte?
Ich glaube, dass gerade jugendliche ein sehr großes Gespür für Mißstände haben und genau wissen, was richtig und falsch ist. Vor allem spüre ich immer wieder sehr viel Empathie gegenüber den Menschen die in der Textilindustrie ausgebeutet werden. Wenn man aufklärt. Niemand möchte ja, dass andere Menschen leiden, wenn etwas hergestellt wird.
Die Verantwortung müssen die Unternehmen tragen
Die großen Ketten halten das natürlich bestmöglich unter Verschluss und spielen eine stylische, spaßige, individuelle Modewelt vor. Das dahinter heutzutage oft wahnwitzige Produktionsbedingungen herrschen, sieht man nicht. Doch das ist bei so vielen Dingen so. Ich finde man muss auch gerade mit Jugendlichen nicht so streng sein. Wie sollen sie denn in dieser reizüberfluteten Welt immer die moralisch richtigen Entscheidungen treffen? Wir Erwachsenen sollten dies doch tun. Und natürlich unsere Kinder aufklären und Ihnen zeigen wie es wirklich läuft. Aber die Verantwortung MÜSSEN die Unternehmen tragen. Sie sind es, die wir täglich ihren Greenwashing Lügen stellen müssen. Denen wir, wenn sie nicht sauber arbeiten dies immer wieder unter die Nase reiben müssen.
RankABrand ist ein guter Wegweiser dafür. Wir dürfen es nicht hinnehmen, dass Unternehmen Menschen ausbeuten, dass es täglich Pestizidtote auf der ganzen Welt gibt, das komplette Ökosystem völlig zerstört werden, weil wir hier angeblich billige T-Shirts brauchen. Es gibt viele Alternativen. Im Fair Fashion Finder von GetChanged findet man diese. Und es gibt so viele tolle Beispiel und so viele tolle Labels von nebenan, die super Arbeit leisten. Wenn sich große Modeketten bewegen, umso besser. Aber sie könnten viel, viel, viel mehr tun als jetzt.
Sie müssen verantworten was sie tun, und mit lockeren Werbesprüchen zu Nachhaltigkeit dürfen wir sie da nicht entlassen. Ich kenne die Flüßss in Indien. Ich kenne die Situation der Baumwollbauern. Mir ist der ganze Wahnsinn dieser Industrie bewußt und auch der Zynismus derer, die in dieser Industrie Kohle scheffeln. Und darum geht es den meisten einzig. Um Profitmaximierung, Shareholder Value, die üblichen Verdächtigen. Jeder soll von seiner Arbeit gut leben und auch Gewinne machen. Wenn diese jedoch Menschen und die Umwelt auf dem Gewissen haben, DÜRFEN wir das nicht hinnehmen. Und gleichzeitig sollten wir tolle positive Beispiele geben, wie cool und lässig fair und korrekt hergestellte Klamotten sein können.
Könnt Ihr über den Abverkauf Eurer Stoffe feststellen, daß das Bewusstsein im Wandel ist?
Ja. Eindeutig. Die Menschen möchten gern wissen, woher ihre Stoffe stammen. Und gerade wenn man näht und kreiert ist man doch auch ein haptischer Mensch. Wer täglich Stoff anfasst und damit arbeitet, dann weiß man auch Material zu schätzen, dass korrekt hergestellt wurde. Und für unsere Brands und Labels, die ja den Hauptteil unserer Kunden ausmachen ist vor allem auch eine sehr hohe Qualität extrem wichtig. Und da macht es einen Unterschied, ob ich die beste unbehandelte Bio-Baumwolle benutze, deren Garn gekämmt wurde oder sogar Kompaktgarn ist und für deren Färbung man die bestmöglichen Techniken nutzt. Eine Sauerstoffbleichung statt Chlor zu Beginn, natürliche Enzyme statt aggressive Weichmacher und vieles mehr. Nachhaltig ist nur, was Qualität hat und auch langlebig ist. Und so viele Menschen wissen das eben zu schätzen und gefühlt immer mehr. Das ist ganz toll zu sehen.
Ihr habt auch einen Online Shop für Hobbyschneiderinnen und beliefert den Stoffeinzelhandel. Hast Du das Gefühl, daß sich insbesondere Hobbyschneiderinnen der Nachhaltigkeit Ihres Hobbys bewußt sind und in der Folge dann auch mehr und mehr zu fair und ökologisch sauber produzierten Stoffen greifen?
Ja. Wie gesagt. Das Erleben, Befühlen und Arbeiten mit Stoff macht einem doch sehr bewußt, was es mit einem Material auf sich hat. Und es ist nunmal ein tolles Gefühl, wenn die eigene Kreation noch dazu mit Material hergestellt wurde, dass fair und ökologisch korrekt ist. Ich finde es so unfassbar cool, wenn ich die Kreationen sehe, die aus unseren Stoffen entstehen. Zum Beispiel in unserer Facebook Nähcommunity Gruppe.
Das tollste am Selbstnähen ist auch, dass Individualität in unsere Leben gesendet wird. Selbst wenn man nach einem Schnittmuster näht, macht man doch etwas für sich selbst und gibt jedem Teil seine eigene Note. Und jedes Teil, dass man selbst näht, muss man nicht von einer anonymen Modekette kaufen. Ich finde gerade auch die Ästhetik dahinter wichtig. Lasst uns unsere Innenstädte zurückerobern. Schönheit in die Welt senden. Der Monotonie der Kleidung da draußen ein Ende setzen. Suppport your local designer. Wie viel schöner ist es, wenn man auf eine Feier kommt und jeder der Gäste wirklich individuell gekleidet ist? Und noch dazu den Menschen, die die Baumwolle anbauen und Stoffe produzieren ein besseres Leben ermöglicht?
Was sind Deiner Meinung nach die größten Herausforderungen für Euer Unternehmen?
Die stetige Qualtiätskontrolle und auch die Logistik.
Was wäre für Dich eine Fashion Revolution?
Eine Fashion Revolution ist bereits im Gange. Wir Konsumenten stellen mehr und mehr die richtigen Fragen und das übt Druck auf diejenigen aus, die nicht sauber arbeiten und viel zu viel Kleidung auf den Markt werfen, die oft sogar verbrannt wird oder auf der Deponie landet obwohl sie mühsam unter großem Aufwand produziert wurde. Das ist doch Wahnsinn!
Eine Fashion Revolution beginnt mit jedem Modeschaffenden bei Dir zu Hause vor der Tür. Wenn man erfahren kann, wie genau produziert wird, mit welchen Materialien. Das ist eine Fashion Revolution. Da braucht man keine billigen Werbesprüche, sondern die Menschen hinter dem Produkt. Wir haben nur einen Planeten und wir sollten alle auf uns aufpassen.
Und da kann man den guten alten Kant zitieren: „„Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!“. Einfacher: „Was Du nicht willst was man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“. Wenn man so handelt, dann ist das wahrlich revolutionär, obwohl es doch so einfach ist.
Vielen Dank, Benjamin, für dieses tolle und engagierte Interview! Ihr seid mit Leib und Seele dabei und ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg und Energie diese Idee weiter voranzubringen!
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GET CHANGED VEREIN FAIR FASHION NETWORK
Das Fair Fashion Network ist ein in der Schweiz eingetragener Verein, der zum Ziel hat, modebewusste und kritische KonsumentInnen über rund um das Thema Fair Fashion zu informieren und Interessengruppen zu vernetzen. Basis des Netzwerks ist der Fair Fashion Finder, der es Konsumentinnen und Konsumenten ermöglicht, faire Mode schnell und einfach finden. Zugleich schafft GET CHANGED! Transparenz zu den sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen der präsentierten Kollektionen.
Der Verein Fair Fashion Network steht für Unabhängigkeit, Glaubwürdigkeit sowie Transparenz und integriert diese Grundlagen in das unternehmerische Handeln. Seit Oktober 2014 wird www.getchanged.net über den Verein Fair Fashion Network verwaltet.***
wäsche & basics, die sich einfach besser anfühlen – und das in allen belangen.
Mit diesem Ziel vor Augen beginnen Sarah und Benjamin 2015 ihre Arbeit an einem Label für Wäscheprodukte. In Wochen von Materialkunde, Farben mustern, Knopfgravuren, Probetragen, Waschen und wieder Probetragen entstand die erste Kollektion nachhaltig produzierter Wäsche für Männer und Frauen.erlich Textilien sind unaufgeregt zeitlos gestaltete und ins Detail zu Ende gedachte Wäscheprodukte mit zurückgenommenem Design und natürlichem Sexappeal. Sie sind durch ihre sehr hohe Qualität und ihr Design zeitlos und folgen keinen kurzfristigen Modetrends.
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Das Floor Shirt von Kuyichi Pure Goods hat Thomas gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!