Zoe vom Blog “So Zo..” über den Me Made May und eine nachhaltige Garderobe – eine “Merle” von Erlich Textil zu gewinnen

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Es ist bald Mai und da klingelt es bei vielen Hobbyschneiderinnen, denn dann wird es wieder viele, viele Beiträge auf Instagram, Facebook und in Blogs mit dem Hashtag  #memademay oder für die Profis #mmmay18 geben. Ins Leben gerufen hat diese Challenge Zoe vom Blog “So Zo…What do you know“.

Zoe passt wunderbar hier in unsere Blogtour zur Fashion Revolution Week. Nicht nur, weil sie mit ihrem Me Made May Projekt den Fokus auf die Wertschätzung (selbstgemachter) Kleidung legen will, sondern weil sie schon vor einigen Jahren viele Beiträge zu Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der eigenen Garderobe geschrieben hat und immer wieder über die verschiedenen Aspekte dieses Thema reflektiert.

Ich freue mich sehr, daß Zoe sich in der stressigen Vorbereitungszeit zum Me Made May 2018 bereit erklärt hat mir ein paar Fragen zu beantworten.

Interview mit Zoe vom Blog “So Zo…

 

Liebe Zoe, Me Made May ist inzwischen eine Art Institution in der Nähcommunity geworden und viele Hobbyschneiderinnen nehmen jedes Jahr an dieser Challenge teil. Bitte erzähl uns doch wann Du Me Made May ins Leben gerufen hast und worum es genau geht?

Me-Made-May ist eine Aktion, die Menschen ermutigen soll, ihre Kleider selbst zu machen oder zu -nähen, um eine bessere Beziehung zu dieser dann handgefertigten Garderobe zu entwickeln.

Das Ganze begann im Jahr 2010. Damals lebte ich in Barcelona und ich habe angefangen immer mehr meine Kleidung selber zu machen. Dabei habe ich angefangen immer mehr darüber nachzudenken was die Motivation für das Selbermachen ist und welche Bedeutung selbstgemachte Kleider letztendlich haben bzw. haben können. Ich wollte mich selbst testen und sehen, wie weit ich beim Selbermachen gehen, wie weit ich mich auf mein eigenes Können verlassen kann. Und so habe ich angefangen alle möglichen Arten von Kleidungsstücken auszuprobieren und bin immer weiter gegangen und habe irgendwann sogar Sachen wie Unterwäsche oder Mäntel selbst genäht…

Zunächst war es also eine persönliche Challenge, die ich dann in einem wärmeren Monat – das erste Mal hatte ich mich dieser Herausforderung im März gestellt  – wiederholen wollte. Ich wählte dann den Monat Mai und berichtete in meinem Blog davon, weil ich sehen wollte, ob das auch für andere interessant wäre. Mein persönliches Versprechen, das ich im Blog veröffentlichte, war nur selbstgemachte Sachen zu tragen außer BHs, Strumpfhosen, Socken und Schuhe. Für die anderen habe ich es offen gelassen mit zu machen oder sie konnten sich ihren eigenen Herausforderungen stellen und danach handeln. Ich dachte, dass nur eine Handvoll Leute daran interessiert wären, aber gleich im ersten Jahr haben sich 80 Leute angemeldet und seitdem ist der Me Made May immer weiter gewachsen und es machen mittlerweile soviele mit daß ich es kaum glauben kann

In Deinem Blog schreibst Du, daß “Nähen und Redesignen (…) einen großen Teil Deines Wunsches ausmacht, ein nachhaltigeres und authentischeres Leben zu führen”. Was meinst du damit genau und wie beeinflusst es deinen Alltag?

Ich denke, dass sich die Bedeutung dieses Satzes für mich im Laufe der Jahre etwas verändert hat. Vor sechs Jahren, als ich ihn geschrieben hatte, habe ich bei einer Textilrecycling-Wohltätigkeitsorganisation namens TRAID gearbeitet, die hier in Großbritannien ansässig ist. Meine Aufgabe bestand darin, eine kleine Auswahl an Damenbekleidung aus gespendeten Textilien – ausrangierte Stoffe und Kleidungsstücke  –herzustellen. Durch diesen Job hatte ich also auf einmal Zugang zu nicht mehr gebrauchten Kleidungsstücken, die ich auch für meine privaten Nähprojekte verwenden konnte. Meine Idee damals war Kleidung, die eigentlich auf dem Müll landen würde durch meinen Job und durch mein Hobby wieder zu neuem Leben verhelfen, indem ich daraus wieder neue, tragbare Kleidung mache.

Jetzt wo ich nicht mehr bei TRAID arbeite und nicht mehr in der Form auf alte, ungenutzte Kleidung zurückgreifen kann, die ich dann abändere, bin ich mir nicht sicher, ob ich meine Art zu nähen noch als nachhaltig bezeichnen würde: ich greife genauso auf Stoffe zurück, wie jede andere Hobbyschneiderin.

Vor kurzem habe ich einen Blogbeitrag geschrieben, in dem ich ausführlicher darüber schreibe, wie schwierig es sein kann, Nähen als ein nachhaltiges Tun zu beschreiben. Dennoch denke ich, dass mit dem Nähen der eigenen Kleider sicher ein höheres Maß an Nachhaltigkeit erreicht werden kann, wie wenn man sie zu kauft. Denn durch das Nähen haben wir die Möglichkeit, Kleidung zu kreieren, die wir oft länger tragen als gekaufte. Das liegt daran, dass wir durch das Nähen von Kleidung von Grund auf die vollständige Kontrolle über jedes Element haben: Stil, Stoffqualität, Farbe bis hin zu Verzierungen – alles können wir selbst bestimmen. Wir können unsere Kleidungsstücke, die wir haben wollen, fast genau so gestalten, wie wir sie uns wünschen und sogar der eigenen, einzigartigen Körperformen anpassen. Bis man dahin kommt braucht es natürlich viel Zeit und Übung (und leider jede Menge Stoff…:)) aber wenn man auf einmal wirklich ein paar ganz besondere Stücke geschaffen hat, ist es viel schwieriger, sie in die Altkleidersammlung zu bringen als ein Kleidungsstück, das man aus einer Laune heraus gekauft hast als man zufällig durch die Einkaufsstraße geschlendert ist.

 

Du hast schon vor drei Jahren einen tollen Artikel darüber geschrieben wie man es zu „einen nachhaltigen Kleiderschrank schafft“. Hier schreibst du auch, daß man “Kleider ausbessern, verändern und anpassen” sollte, die man gerade nicht mehr tragen will. Was wären deine Tipps für diejenigen, die nicht Nähen können aber trotzdem eine auf eine nachhaltige Garderobe umsteigen wollen?

Ich denke fast jede Stadt hat ein Geschäft, das Kleidung verändern oder reparieren kann. So könnte man natürlich dort Kleidungsstücke anpassen oder reparieren lassen, wenn man nicht nähen kann. Wenn du das Kleidungsstück trotz seines Makels irgendwie noch magst, bist du es vielleicht sogar denjenigen schuldig, die den Stoff hergestellt und das Originalkleid genäht haben, sich darum zu kümmern und ihm ein möglichst langes Leben in Deinem Kleiderschrank zu gewährleisten.

Du arbeitest freiberuflich als Nählehrerin, organisierst einen Handmade Markt und stehst außerdem durch den Me Made May in einem regen Austausch mit der Nähcommunity. Denkst Du, dass es einen Bewusstseinswandel bezüglich des Konsums von Kleidung gibt? Meinst Du, dass Hobbyschneiderinnen sich immer mehr der Nachhaltigkeit ihres Hobbys bewußt sind und dann auch vermehrt auf fair produzierte Stoffe zurückgreifen?

Ich habe definitiv das Gefühl, dass innerhalb der Nähergemeinschaft mehr und mehr Gespräche über Nachhaltigkeit geführt werden und was das das Selbernähen für einen Haushalt bedeuten kann. Zum Beispiel hat der Podcast “Love to Sew” kürzlich eine exzellente Episode zu dem Thema produziert, bei der die Moderatoren viele Aspekte diesbezüglich aufgegriffen haben. Ich denke jedoch, dass die Nähgemeinschaft im Allgemeinen noch weit davon entfernt ist herausfinden zu wollen, wie man so nachhaltig wie möglich näht. Aber hoffentlich kommen wir bald dorthin um die negativen Umweltauswirkungen, die unser Hobby natürlich auch mit sich bringt zu begrenzen.

Ich glaube aber leider nicht, dass die meisten Konsumenten von Massenbekleidung einen Bewusstseinswandel als Ganzes erfahren, oder zumindest nicht so schnell, wie es eigentlich passieren müsste. Vor fünf bis zehn Jahren wurde in den Medien viel über Ausbeutungsarbeit geredet. Zahlreiche Artikel, Bücher und Dokumentationen wurden herausgegeben und wir haben viel erfahren über die entsetzliche Realität der Bedingungen, in denen Stoffe und Kleidung hergestellt werden. Aber die Modeindustrie hat es weitgehend versäumt, auf Forderungen zu reagieren und ihre Wertschöpfungskette transparenter zu machen. Die besonders gewissenhaften Verbraucher wissen gar nicht, wie man sich ethisch sauber anziehen kann. Der Bekleidungsindustrie ist es gelungen, abzuwarten bis die Aufmerksamkeit abgeklungen ist und abgesehen von dieser großartigen Fashion Revolution Week, wird diesem Thema wieder viel zu wenig Zeit eingeräumt. Das zeigt aber auch, wie enorm wichtig diese Woche der vollen Aufmerksamkeit für dieses Thema ist.

Die Fashion Revolution Week wird jährlich zum Gedenken an das Unglück der Rana-Plaza-Textilefabrik in Bangladesch organisiert. Was hast du gedacht, als dieser Unfall passiert ist?

Der Einsturz der Rana Plaza Fabrik war wirklich herzzerreißend. Ich glaube, dass die Tragödie bestätigt hat, dass sich in der Bekleidungsindustrie nichts verändert hat, trotz aller Exposés und Dokumentationen wie z.B. True Cost. Der Kampf gegen die Ausbeutung von Arbeitern in Entwicklungsländern ist ein mühsamer Kampf, der vor allem auf das derzeitige neokapitalistische Finanzsystem zurückzuführen ist. Es wird viele Unternehmen und vor allem Einzelpersonen brauchen, um Stellung zu beziehen und die finanziellen Auswirkungen für einen signifikanten Umbruch innerhalb der Branche zu akzeptieren.

Wenn man an ein nachhaltiges und authentisches Leben denkt, geht es nicht nur um Mode oder Textilindustrie, sondern auch um Essen, Reisen, Umweltverschmutzung, Computer, Smartphones und so weiter. Frustriert dich diese niemals endende Liste manchmal oder hast Du für Dich da einen guten Weg gefunden?

Ich bin frustriert und überwältigt von der Ungeheuerlichkeit des Schadens, den wir jeden Tag dem Planeten und einander zufügen. Vor ungefähr acht Jahren hab ich ein ausgezeichnetes und erschreckendes Buch mit dem Titel “Confessions of a Eco Sinner: Reisen, um herauszufinden, wo meine Sachen herkommen” von Fred Pearce gelesen, das viel dazu beigetragen hat, mir das wahre Ausmaß von allem näher zu bringen. Es ist definitiv eines jener Bücher, von dem ich mir wünschen würde, alle auf der Welt würden es lesen. Oft fühlt es sich völlig sinnlos an, alleine für sich ein nachhaltigerer Lebens zu führen, aber es liegt wirklich an uns, die wir in reichen, entwickelten Ländern leben, es wenigstens zu versuchen. Dieser Planet wird in einem solch schrecklichen Zustand an unsere Kinder weitergegeben werden, und ich möchte meinen beiden Kindern in die Augen schauen können und ihnen von einigen der Dinge erzählen, die ich versucht habe, zu verändern und zu verbessern.

Aber zurück zum Gefühl des Überwältigtseins. Es ist wichtig, daran zu denken, dass Veränderungen in der Welt wirklich passieren können, und wenn ich mich vom Ausmaß der Probleme überwältigt fühle, versuche ich, mich auf einen Bereich oder Aspekt zu konzentrieren, den ich gut kenne und von dem aus ich loslegen kann. Mein Bereich ist auf alle Fälle das Nähen und Kleidung, also versuche ich vor allem hier die Welt ein bisschen besser zu machen. Ich achte auch auch bei anderen Dingen darauf mein Leben und Zuhause zu verbessern, indem ich diese ausprobiere und mit anderen darüber rede. Einige kleine Dinge, die ich in letzter Zeit gemacht habe, sind der Kauf von biologisch abbaubaren Bambuszahnbürsten und die wöchentliche Lieferung von Bio-Obst- und Gemüsekisten, um Einwegverpackungen aus Kunststoff und Plastik zu reduzieren. Ich weiß, dass ich niemals ein perfekter Öko- (Nicht-) Verbraucher sein werde, aber das bedeutet nicht, dass es nicht sinnvoll ist, meinen eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern. Wenn alle aktiv daran arbeiten würden, ihren eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern, hätte das global einen großen Einfluss. Alles, was wir tun können, ist zu versuchen, Dinge zu verbessern und darüber zu reden, in der Hoffnung, andere dazu zu inspirieren, es auch zu versuchen.

Liebe Zoe, ich danke Dir sehr herzliche für die reflektierten und persönlichen Einblicke in Dein Verständnis von Nachhaltigkeit und die vielen Tipps! Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Me Made May!

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Hier kannst du dich beim MeMadeMay 2018 anmelden!

Auch bei dem diesjährigen Me Made May geht es darum jeden Tag im Mai selbstgemachte Kleidung zu tragen und zu dokumentieren. Ausgenommen sind Wäsche, Socken, Strumpfhosen und Schuhe.

Gerade bei Wäsche ist es schwierig fair produzierte zu finden, die dann auch noch bezahlbar ist und auch das gewisse Etwas hat. Deswegen möchte ich die heute Erlich Textil aus Köln vorstellen, ein 2015 gegründetes Label für Wäschprodukte, die in Europa aus nachhaltigen Materialien hergestellt und über den Onlineshop zu einem dazu noch fairen Preis verkauft werden.

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authentisch – erliches design

Wir versprechen dir, dass wir die Textilien von erlich immer authentisch, einfach und unaufgeregt, aber ins Detail zu Ende gedacht gestalten. Wir werden stets zeitlos klare Produkte entwerfen, die die Basis für deine moderne Garderobe bilden und in denen du dich noch nach Jahren so wohlfühlen wirst, wie am ersten Tag. Und wir versprechen dir, dass das auch so bleibt.

hochwertig – erliche qualität

Wir versprechen dir, dass wir immer, bei jedem Stoff, bei jedem Knopf, von jedem Faden bis in die letzte Faser nur die beste Qualität verwenden. Wir suchen jedes Teil mit größter Sorgfalt aus, um alles für dein tägliches Wohlfühlgefühl auf der Haut zu tun. Und wir versprechen dir, dass du das spüren wirst.

nachhaltig – erlich nachhaltig

Wir versprechen dir, dass wir immer auf höchste Sozialstandards, Transparenz, fairen Handel, kurze Lieferwege und den schonenden Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten achten. Wann immer wir eine Möglichkeit sehen, die Dinge anders und besser zu machen, werden wir das tun. Für dein und für unser Wohlfühlgefühl.

direkt – erliche preise

Wir versprechen dir, dass wir alles dafür tun, dass du dich mit unseren Preisen stets so wohlfühlst, wie mit unseren Produkten. Wir verzichten auf alles, was den Preis unnötig erhöhen könnte und versenden die Produkte direkt aus der Fertigung zu dir. Zu einem Preis, mit dem du dich wohlfühlen kannst.

 

(Quelle: Webshop Erlich Textil, “Unser Versprechen”)

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Heute darf ich einen BH Merle hier verlosen. Wer sich über ein “Drunter” unter selbst genähten Kleidung freuen würde, der kann hier bis heute Abend (26.4.) 24 Uhr einen Kommentar hinterlassen. Die / den GewinnerIn gebe ich morgen im Blog bekannt.

8 Kommentare

  1. Toller Artikel, toller Blog.
    Und dann noch so ein schöner Gewinn.
    Den Webshop von Ehrlich lohnt es sich wirklich, genau anzuschauen.
    LG Simona

  2. Oh, da würd ich gerne gewinnen! Nach dem Abstillen meines zweiten Kindes hab ich mir neue Unterwäsche gegönnt – drei BH‘s von erlich. Ich bin total überzeugt und mag gar nix anderes mehr tragen. Drum drück ich mir jetzt mal fest die Daumen – Merle fehlt nämlich noch in meiner Sammlung 😉

  3. Liebe Silke,
    Ein tolles Interview. Ich muss gestehen, ich kannte den MeMadeMay gar nicht. Aber ich werde definitiv vorbei schauen 🙂
    Schon lange verfolge ich das Label “ehrlich”, daher würde ich mich riesig über den Gewinn freuen.
    Alles Liebe, Resa

  4. Ein toller Beitrag! Auch bei und wird Nachhaltigkeit groß geschrieben und es wird selbst repariert bis es nicht mehr zu retten ist.
    Gerne würde ich gewinnen, der BH gefällt mir ausgesprochen gut.
    LG, Sabine

  5. Auch ich versuche gerne mein Glück! Der BH sieht toll aus und umso besser, dass er fair produziert wurde.
    -Celine

  6. Ich habe sogar mal einen Versuch gestartet Unterwäsche zu nähen, Unterhosen klappen auch echt ganz gut, aber BHs nähen ist dann doch zu schwierig. Von ehrlich hab ich schon viel gehört und würde gerne den BH gewinnen.

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